Schulsystem

In der letzten Erziehungsreform von 1997 wurde die gesetzliche Schulpflicht von 5 Jahren auf 8 Jahre erhöht. Danach findet der Übergang in die vierjährige Sekundarstufe II statt, in der alle Schüler seit 2004/05 eine zweite Fremdsprache wählen müssen. 2004 bemühte sich die AKP-Regierung intensiv um den erleichterten Hochschulzugang der Berufsschulabgänger. Ziel der Bemühungen war es vor allem, den Abgängern der İmam-Hatip-Schulen den Zugang zu nicht-theologischen Studienfächern zu erleichtern. Die Imam-Hatip-Schulen gelten seit der Erziehungsreform von 1997 als Berufsschulen der Sekundarstufe II, in der Vorbeter (Imame) und Prediger ausgebildet werden. Im Februar 2006 wurde dieses Vorhaben der AKP-Regierung durch das Urteil des ersten Verwaltungsgerichts gestoppt. Es urteilte, dass ein Abschluss auf einer religiösen Imam-Hatip-Schule nicht zu einem Studium an einer Universität berechtigt.

 

Im Schulwesen der Türkei bestehen aufgrund mangelnder Finanzierung und der hohen Zahl schulpflichtiger Kinder erhebliche Defizite. Ca. 25 % der türkischen Bevölkerung sind im schulpflichtigen Alter. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem Osten und dem entwickelten Westen der Türkei wirkt sich auch auf das Schulsystem aus. So besteht im Osten eine große Zahl von einzügigen Schulen mit mehr als 50 Schülern pro Klasse. 98,7 % aller schulpflichtigen Kinder gehen zur Schule. In der Türkei stieg die mittlere Schulbesuchsdauer über 25-jähriger von 4,5 Jahren im Jahr 1990 auf 7,9 Jahre im Jahr 2015 an.

Die aktuelle Bildungserwartung beträgt bereits 14,6 Jahre.

Im Jahre 2015 konnten 95 % der türkischen Bevölkerung Lesen und Schreiben.

 

In den letzten PISA-Studien lag die Türkei im unteren Drittel der teilnehmenden Staaten.

Im PISA-Ranking von 2015 erreichen türkische Schüler Platz 50 von 72 Ländern in Mathematik, Platz 53 in Naturwissenschaften und Platz 50 beim Leseverständnis.

Die Leistungen türkischer Schüler lagen damit in allen drei Kategorien unter den OECD-Durchschnitt, waren allerdings vergleichbar mit anderen Schwellenländern.


Hochschulen

Haupteingang der Universität Istanbul; Sie ist die älteste (Gründung 1453) und größte Universität der Türkei.
Haupteingang der Universität Istanbul; Sie ist die älteste (Gründung 1453) und größte Universität der Türkei.

Die Türkei hat 172 Universitäten, darunter 69 staatlich anerkannte private Stiftungsuniversitäten, vier Militärakademien und eine Polizeiakademie.

An den Universitäten des Landes studieren 3,6 Mio. Studenten und damit 33 % aller Schulabgänger eines Jahrganges.[51] Diese werden von 111.495, Lehrkräften unterrichtet und betreut.

Kontrolliert werden die Hochschulen durch den türkischen Hochschulrat (YÖK), dem seit 6. November 1981 alle Hochschulen unterstellt sind. 2007 studierten 2.294.707 Studenten an staatlichen Universitäten und 124.507 Studentenan privaten Universitäten. Die Quote der Hochschulabsolventen liegt bei 12,8 Prozent.[55]

Der Hochschulrat koordiniert neben den Finanzen und dem Personalplan auch die Lehrinhalte, erarbeitet Pläne zur Eröffnung neuer Hochschulen und regelt den Zugang zu den Hochschulen. Jährlich wird durch die Türkische Zentralstelle für Studentenvermittlung, die dem YÖK unterstellt ist, eine Aufnahmeprüfung (Öğrenci Seçme Sınavı, ÖSS) durchgeführt. Das ÖSS-Ergebnis ist für die Wahl der Hochschule und Studienfach entscheidend.

Die Finanzierung der staatlichen Hochschulen hat 2012 mit einem Anteil von 1,18 % des BSP einen neuen Höchstwert erreicht.

Für das Studium an den privaten Universitäten sind Gebühren zwischen 4.100 und 10.000 Euro pro Jahr erforderlich. Bei den staatlichen Universitäten liegen die Gebühren zwischen 300 und 1000 Euro.

Nach zwei Jahren Studium wird der akademische Grad Önlisans vergeben. Dieser berechtigt die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Nach vier Jahren Studium erhält der Student den Grad Lisans, welcher der Standardabschluss ist. Nach weiterem Studium und dem Erlangen der Yüksek Lisans ist das Promovieren möglich.

Die meisten der 16.328 ausländischen Studenten kommen vor allem aus den zentralasiatischen Turkstaaten. Ein Teil der Studenten erhält zur Finanzierung des Studiums Studienkredite von der Anstalt für Kredite und Heime für Jugendliche in der Hochschulausbildung (Yurt-Kur). 2004 waren es 220.614 Studenten, 174.374 Studenten haben eine Wohnung in Studentenwohnheimen.

Im Januar 2008 stellte der neue Ministerpräsident Erdoğan eine Initiative zur Aufhebung des Kopftuchverbotes an Hochschulen vor. Am 6. Februar 2008 stimmte das türkische Parlament mit einer Zweidrittelmehrheit der dafür notwendigen Verfassungsänderung in erster Lesung zu. Diese wurde am 5. Juni 2008 vom Verfassungsgericht für nichtig erklärt. Seit Oktober 2010 dürfen Studentinnen nach Bekanntgabe des Hochschulrates der Türkei nicht mehr bei Verstößen gegen die Kleiderordnung vom Unterricht ausgeschlossen werden.[42]

Eine Deutsch-Türkische Universität in Istanbul wurde gegründet und nahm zum Wintersemester 2013/14 den Lehrbetrieb auf.