Wirtschaft

Die türkische Wirtschaft ist zum Jahresende 2018 in die Rezession gerutscht.

Die Türkei hat seit vielen Jahren ein Außenhandelsdefizit. Öl, Vorprodukte und Getreide müssen eingeführt werden.

Die türkische Wirtschaft erreichte vor dem Lira-Absturz, mit einem Wertverlust von zwei Dritteln seit 2011 bei einhergehender Inflation von 20 Prozent (Stand März 2019), von 2003 bis 2013 hohe Wachstumsraten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg damals von 303 auf 857 Milliarden US-Dollar.

Die geldpolitische Lockerung in den USA seit etwa 2009 und die Niedrigzinspolitik der EZB ließen Milliarden von US-Dollar und Euro in Schwellenländer strömen und erzeugten damals ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Die türkische Wirtschaft wuchs 2010 und 2011 um jeweils rund 9 Prozent; 2012 wuchs sie um 2,2 Prozent.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt die Türkei heute Platz 53 von 137 Ländern (Stand 2017–18).[118] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegte die Türkei 2017 Rang 70 von 180 Ländern.[119] Die Ratingagenturen Moody's und Finch haben ihre Note 2018 für die Kreditwürdigkeit der Türkei 2018 nach 2016 nochmals gesenkt: Die langfristigen Verbindlichkeiten werden jetzt nur noch mit „Ba2“ (Im Ramschpapierbereich) bewertet.

Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist sehr widersprüchlich. Es besteht eine große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und seiner modernen Industrie (insbesondere in den Großstädten) einerseits und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten andererseits. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2017 bei 11,2 %. 2017 arbeiteten 18,4 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 26,6 % in der Industrie und 54,9 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 31,3 Millionen geschätzt. Herausforderungen für den Arbeitsmarkt bleiben der hohe Anteil der Schwarzarbeit und die niedrige Erwerbsquote von Frauen (ca. 30 %).

Der offizielle Mindestlohn beläuft sich im Jahr 2016 auf 1.647 Türkische Lira brutto (rund 520 Euro) pro Monat.

Der Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des Durchschnittseinkommens der 15 alten EU-Staaten, der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u. a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt (GAP)) sollen dem Osten helfen, sich zu entwickeln. Zudem gibt es in der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die Landwirtschaft zum BSP nur 11,9 % bei, beschäftigt aber 30,6 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt 29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 19,3 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung 44,5 %. Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der EU eine Zollunion (51,6 % der Exporte gehen in die EU, 46 % der Importe stammen aus der EU).

Am 1. Januar 2005 wurde die alte Türkische Lira (früher auch Türkisches Pfund genannt) durch die Neue Türkische Lira (Yeni Türk Lirası) ersetzt. Damit verlor die Türkische Lira 6 Nullen. Auch wurde die Untereinheit der Lira, der Kuruş, wieder eingeführt.

Die Wirtschaft der Türkei ist durch ein hohes Wachstum geprägt, verbunden mit einer noch höheren Inflation.

Diese erreichte um 1994 und 1995 beinahe hyperinflationäre Werte von 150 %, 2011 fiel sie auf 6,5 %, 2015 betrug sie 7,5 %.[133] Im Jahre 2018 sank der Kurs der Türkischen Lira gegenüber dem Vorjahr um rund 40 %.

 

Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind die Textilindustrie, der Tourismus, die Automobilindustrie, ferner die chemische Industrie, der Maschinenbau und die Elektronikbranche. Die Direktinvestitionen von ausländischen Unternehmen in der Türkei lagen 2002 bei ca. 4,6 Mrd. Euro, davon 3,3 Milliarden aus Deutschland. Von 22 Mrd. US-Dollar im Jahre 2007 fielen sie in Folge der Finanzkrise 2009 auf 8,5 Mrd. und pendeln seither bei 12 bis 13 Mrd. US-Dollar pro Jahr.

 

Ratingsagenturen stuften das Land unter dem Eindruck der Erosionen der Institutionen seit dem Putsch im Jahr 2016 mehrfach herab: Moody's stufte die Landeswährung auf den Ramschbereich ab und kritisiert die fehlende Unabhängigkeit der Notenbank und der Gerichte von politischen Einflüssen. Für zehnjährige Anleihen musste die Türkei, dem hohen Risiko ihrer Investoren entsprechend, im Jahre 12 bis 13 Prozent zahlen. Das stark negative Leistungsbilanzdefizit wuchs weiter.

 

Der Euro-Kurs der Türkischen Lira fiel von 2016 bis derzeit 2018 um rund 40 %